"Wie ich beim (Para-)Triathlon meine Begeisterung fürs (Para-)Freiwasserschwimmen entdeckt habe..
16.09.2022
Ein Bericht von Tina Deeken
Alles begann mit der Anmeldung für den Maschsee-Triathlon in Hannover 2014, zu einem Zeitpunkt wo ich u.a. aufgrund einer Lähmung des linken Beines schon gar nicht mehr laufen konnte. Und ich war mir auch nicht sicher vorab, ob das ok ist, wenn man einfach nach dem Radfahren aufhört.. War ok und hat Spaß gemacht! Viele zwei Drittel Triathlons später kam ich über mehrere glückliche Fügungen dann zu einem eigenen Rennrollstuhl und damit zu meinem ersten inklusiven Finish bei einem Triathlon nach vielen Jahren DNF!
Parallel dazu habe ich aber immer mehr die von vielen so ungeliebte Disziplin.. das (Para-)Freiwasserschwimmen für mich entdeckt.. zunächst nur im Trainings-See in Langenhagen, dann in unzähligen anderen Seen, Flüssen, Kanälen und im Meer. Die open water Strecken wurden dabei auf der einen Seite, meist im Neo, immer länger (Wörthersee-Längsquerung, Oslo-Fjord-Querung etc.) und auf der anderen Seite, ohne Neo, immer kälter beim Eisschwimmen (Amstel Ice Swim/Niederlande, Weltmeisterschaften Glogow/Polen etc.).
Und über mehrere glückliche Fügungen hatte ich dann (nach einigen Corona-Verschiebungen 2020 und 2021 und einem gecancelten Termin im Juli 2022 wegen fehlender Visa) am 6. August 2022 die tolle Chance als Teil einer inklusiven Staffel durch den Ärmelkanal schwimmen zu dürfen. Unser Staffel-Team bestand aus disabled und non-disabled Schwimmerinnen und Schwimmern aus Ägypten und Deutschland. Es waren Sportlerinnen und Sportler mit individuellen mentalen und physischen Herausforderungen dabei. Unser Motto war `Equality and Diversity`! Wir sind bei wirklich guten Wettervorhersagen in der Nacht vom 5.8. auf den 6.8. im Dunkeln an der englischen Küste in der Nähe von Dover gestartet und nach 12:02 h an der französischen Küste in der Nähe von Calais angekommen. Trotz der guten Bedingungen habe ich in den Wellen durchaus einiges an Salzwasser geschluckt und einzelne Teammitglieder hatten an Bord mit Seekrankheit zu kämpfen. Nach den Regeln der Channel Swimmng Association wird das Channel-Crossing ohne Neoprenanzug geschwommen und der Wechsel der Staffelschwimmer erfolgt jeweils nach exakt einer Schwimm-Stunde. Unser Begleitboot war die Connemara. Für mich war es aufgrund der Parese im Bein eine besondere Herausforderung an Bord zurückzukommen, was ich nur mit der Hilfe meines Teams bewältigen konnte.
Ich möchte diesen Beitrag aber auch nutzen, um so vielen Helfern beim Triathlon DANKE zu sagen! Den Kampfrichtern vom TVN e.V., die mich immer wohlwollend in den Wettkampf integrieren, den Organisatoren der Triathlons, die immer wieder Möglichkeiten finden wie ich teilnehmen kann und euch Triathletinnen und Triathleten, die mir ins/aus dem Wasser helfen, die meinen Rolli-Transport organisieren, die sich als Begleitläufer für mich zur Verfügung stellen, die inzwischen ihnen bekannte Laufstrecken auf deren Fahrbarkeit (und Barrierefreiheit) mit dem Rennrolli einschätzen können, die mich anfeuern, die nicht sauer sind, wenn es mit dem Rennrollstuhl streckenbedingt mal ein wenig eng wird oder ich beim Anziehen der Orthesen beim Wasserausstieg etwas im Weg sitze usw.
Ich freue mich auf viele weitere inklusive Triathlon-Events mit euch, auch in meiner Lieblings-Position als Triathlon-Staffelschwimmerin :)"
Fotos: Tina Deeken